Schwangerschaft
Die Anfangszeit meiner Schwangerschaft mit Noa war emotional sehr aufwühlend für mich. Unsere damaligen Freunde, die uns sehr nahestanden, befanden sich gerade in der Trennung. Ein Teil von mir versuchte alles daran zu setzten, dass die zwei sich wieder fanden, was für mich sehr anstrengend war. Ich wurde durch die Schwangerschaft immer sehr durchlässig und so trafen mich diese emotionalen Aufs und Abs mit voller Wucht. Mein Lernprozess war zu dieser Zeit Abgrenzung. Ich zog mich zurück und spürte sofort, wie gut das für mich und mein Baby war. Ein klares Nein aus Liebe (Liebe zu mir selbst) kann sehr heilsam sein.
Ansonsten genoss ich meine dritte Schwangerschaft in vollen Zügen. Ich praktizierte wieder meine ganz einfachen Yogaübungen, meine Atemübungen und war oft draussen in der Natur. Ein weiters Mal las ich die Geburtsgeschichten im Buch «Spiritual Midwifery» von I.M.Gaskin. Das machte ich bereits in den zwei vorhergehenden Schwangerschaften. Diese Geburtsgeschichten waren so positiv und ermutigend und ich fand immer wieder neue Aspekte, die mir davor nicht aufgefallen waren. Mir gefielen die Geschichten, die auch Fotos mit dabei hatten. So wuchs der Wunsch, meine dritte Geburt fotografisch festzuhalten.
Ich wusste noch nicht, wer diese Fotos machen sollte, denn zu der Zeit hätte ich mir eine professionelle Geburtsfotografin nicht leisten können. Aber ich vertraute dem Leben und wusste tief in mir, dass, wenn es so sein sollte, wir dann jemanden fürs Fotografieren dabei haben werden. Wie es das Schicksal so wollte, bekamen wir das Geschenk, eine Zweithebamme bei unserer Geburt dabei zu haben. Sie war neu in dem Geburtshaus unserer Hebamme und sollte auch Hausgeburten betreuen können. So wurden wir gefragt, ob sie bei unserer Hausgeburt dabei sein kann. Sie war uns auf Anhieb sehr sympathisch und meinte auch, dass sie gerne ein paar Fotos machen kann. Ich war glücklich. So vergingen die Monate, wobei ich ausschliesslich in Hebammenbetreuung war, ausser zu zwei Ultraschalls war ich beim Gynäkologen. Einmal in der 9SSW zur Terminbestimmung und einmal in der 21.SSW zum Organscreening.
Die letzten Wochen
Es war meine erste Winterschwangerschaft und ich genoss, die letzten Wochen in unserem Zuhause während es draussen eiskalt war und schneite. Der errechnete Termin war der 01.02.2018.
Mein Man war damals noch am studieren berufsbegleitend und hatte am 26.01.2018 seine Zwischenprüfungen. Ich wusste also, dass unser Kind auf keinen Fall davor zur Welt kommen sollte. Nach dem Jahreswechsel, also etwa in der 37.SSW, begann wieder die Zeit mit den Senkwehen, in denen ich teilweise über zwei bis drei Stunden regelmässig einen harten Bauch hatte. Natürlich hoffte ich da jedes Mal, dass es nur Senkwehen sind und nicht bereits die Geburt.
Endlich war der 26.01. gekommen. Ich sass am Nachmittag noch bei meiner Friseurin und sagte zu ihr, dass es heute nach 15:00 Uhr losgehen kann, dann sind die Prüfungen vorbei. Dem war aber nicht so. Hatte ich seit drei Wochen jeden Abend Senkwehen, war ab diesem Tag Ruhe. Ich war völlig überrascht und auch ein wenig enttäuscht. Der ET kam und verstrich und nichts tat sich. Am 04.Februar war dann der Geburtstag von meinem Schwiegervater. Es war ein Sonntag und wir feierten bei ihnen zu Hause den ganzen Tag.
Am Abend waren wir dann noch bei uns im Haus (wir wohnten damals in einer 3.5Z Wohnung im 1.OG mit noch 6 weitere Parteien) zu einem weiteren Geburtstagfest eingeladen. Freunde von uns feierten den Geburtstag ihrer Tochter, die so alt war wie unsere Olivia. Eigentlich wäre der Geburtstag erst am Mo.05.02. gewesen, aber da beide Eltern arbeiten mussten, wollten sie bereits am Sonntag feiern.
Es war unglaublich gemütlich und wir scherzten noch, dass unser Baby wohl drin bleiben wird, da es so gar keine Anstalten mehr machte, rauszukommen. Gegen 22:30Uhr verabschiedeten wir uns und gingen schlafen.
Geburt
Um 05:30 Uhr wurde ich von einem Ziehen im Bauch geweckt. Ich dachte zuerst an die Falaffel mit Knoblauch, die mein Mann am Tag davor gekocht hatte. Bald merkte ich, dass das wohl Wehen sein mussten. Und die waren anders als die in den Wochen davor. Ich freute mich und schlich mich ins Wohnzimmer. Gegen 7:00 war ich mir sicher, dass die Wehen regelmässig wurden und verständigte meine Hebammen, sowie eine Freundin, die für unsere zwei Mädels dabei sein sollte.
Mein Mann füllte den Pool und unsere zwei Grossen gingen erst einmal Planschen. Das hatten sie sich so sehr gewünscht, dass sie auch noch mit in den Pool dürfen bevor das Baby kommt. Gegen 07:45 Uhr waren dann die Hebammen sowie unsere Freundin bei uns. Ich merkte, dass mir dieser Trubel zu viel war und ich mich nicht auf die Geburt fokussieren konnte. Also schickte ich meinen Mann, meine Freundin und die zwei Mädels auf einen Spaziergang. Meine Hebammen schickte ich in die Küche zum Kaffeetrinken und ich ging in den Pool.
Das war super entspannend, die Wehenabstände wurden dadurch aber wieder grösser. Ich sagte das meiner Hebamme, die meinte aber, dass ich jetzt einmal für mindestens 30 min drin bleiben soll, dann würden wir sehen, was das warme Wasser bewirkt. Ich blieb also im Wasser und fokussierte mich auf die Geburt. Was mich total irritierte war, dass es hell war in unserem Wohnzimmer. Die letzten beiden Geburten waren in der Nacht und ich fühlte mich in der Dunkelheit so geborgen. Jetzt war das anders und ich brauchte einen Moment, um das zu akzeptieren und loszulassen.
Ich spürte, wie die Wehen kamen und gingen. Ich erinnerte mich immer daran meinen Mund locker zu lassen und konzentrierte mich auf meinen Atem. So waren diesen Wehen äusserst angenehm und ich sank immer tiefer in die Entspannung. Es war wohl gegen 10Uhr als mein Mann zurückkam vom Spaziergang. In dem Moment als er das Wohnzimmer betrat, veränderten sich die Wehen. Ich fing an mitzutönen, was dann auch meine Hebammen aus der Küche ins Wohnzimmer kommen liess. Sie informierten unsere Freundin, die mit den zwei Grossen wieder zurückkam.
Die letzte Viertelstunde
Mein Mann kniete nun bei mir am Poolrand und ich hielt wie bei der letzten Geburt seine Hände. Es war so unglaublich schön diese Energie zu spüren, die zwischen uns hin und her floss. Wir waren so tief verbunden und ein super Team. Während den Wehen war ich voll konzentriert aufs Tönen und Atmen, in den Wehenpausen lachten wir und unterhielten uns. Unsere jüngere Tochter Olivia war total begeistert, stand auf einem kleinen Schemel am Poolrand und fieberte richtig mit. Sie rief andauernd «Mama schau, das Baby kommt…es kommt!» Unsere Grössere war eher skeptisch und hielt ein wenig Abstand, da sie mein Tönen nicht richtig einordnen konnte. Zum Glück war da unsere liebe Freundin, die mit ihr das Bilderbuch «Runas Geburt» anschaute und ihr anhand der Geschichte immer erklärte, was als nächstes passierte. Dieses Buch hatten wir während der Schwangerschaft fast täglich angeschaut, weil es einfach so unglaublich schön eine Hausgeburt beschreibt. Ich hatte das während der Geburt aber nicht mitbekommen, ich war komplett in meinem Flow.
Dann überkam mich wieder diese Urgewalt von Pressdrang und ich schob mit. Ich spürte wie sich dieses kleine Wesen durch den Geburtskanal schob und mit jeder Wehe ein Stück näher zu uns kam. Mein Tönen klang wieder einmal wie das Geröhre eines brünstigen Elchs (so stelle ich mir das jedenfalls vor…vielleicht sollte ich mal eine Schwedentour machen, um das zu verifizieren?!) und es half mir ein weiteres Mal diese gewaltige Urkraft zu kanalisieren und meinen Körper entspannt gebären zu lassen.
Nach etwa fünf Presswehen, um 10h46 Uhr, platze die Fruchtblase und der Kopf unseres Krümels war geboren. Ich hatte einen kleinen Moment Pause, spürte die Drehung in mir und mit der nächsten Wehe war der Körper geboren. Meine Hebamme liess mich wie bei den letzten beiden Geburten unser Baby selbst empfangen. So liess ich es noch einen Moment unter Wasser und wir konnten es bestaunen. Dann nahm ich es zu mir hoch und spürte beim Hochnehmen, dass wir ein drittes Mädchen bekommen hatten.
Unsere Noa Paulina war am 05.02.2018 um 10h46 Uhr mit 3790gr bei ET+4 im heimischen Pool geboren. Die grossen Schwestern konnten es kaum glauben. Sie waren total begeistert, dass sie die Geburt ihrer kleinen Schwester hatten mit erleben dürfen.